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Hera

Hera ist in der griechischen Mythologie die Gattin des Zeus. Hera ist die weibliche Form von “Heros” (Herr). Ihr obliegt der Schutz der Ehe und der Niederkunft.

Die eifersüchtige Hera beobachtet argwöhnisch die vielen Liebschaften Zeus’ und weiß, wenn er ihren Wünschen nicht Folge leistet, ihrem Ärger durch Schmollen oder unbändiges Gezänk Luft zu machen. Zu tätigem Widerstand fehlt ihr jedoch der Mut; droht er ihr, so lenkt sie alsbald ein, weiß sich dann aber der List zu bedienen. Bereits Homer schildert dies nicht ohne Ironie (und Egon Friedell hat ihm bereits zugesprochen, damit die „unverstandene Frau“ charakterisiert zu haben).

Vielmehr sind die Kinder, als deren Mutter sie in der ältern Sage erscheint, alle auch Kinder des Zeus. So Ares, Hebe, die Eileithyien, jene die reife, mannbare Jungfrau, diese die Geburtsgöttinnen, endlich Hephaistos. Hera ist auch Wächterin über die Geheimnisse des ehelichen Lebens. Sie erscheint darum auch als Helferin in den Nöten der Entbindung, und in Argos wurde sie geradezu als Eileithyia, als Geburtsgöttin, verehrt. Wenn sie den Dionysos verfolgt und in Raserei stürzt und das gleiche Los über Athamas verhängt, weil er Erzieher des Gottes war, sowie über Ino, die denselben von Hermes zur Pflege empfangen hatte, so erscheint sie als Wächterin der Reinheit des olympischen Stammes.

Erklärungsansätze

Vieles im Mythos der Hera wird mit Recht aus Naturerscheinung und Naturanschauung erklärt. So ist der eigentliche Grund der Streitigkeiten des Zeus und der Hera in der Naturbedeutung der beiden Gottheiten zu suchen. Bei der eigentümlichen Beschaffenheit des griechischen Pantheons entwickeln sich alle Erscheinungen der Atmosphäre oder des Wolkenhimmels, Regen, Sturm etc., so heftig und stürmisch und in so gewaltigem Gegensatz, dass das Bild eines ehelichen Zankes der herrschenden Mächte ein sehr natürliches und ausdrucksvolles ist. Wenn es z.B. heißt, dass Zeus die Hera im Grimm gepeitscht und ihren Sohn Hephaistos vom Olymp hinunter geschleudert habe, so könnten damit wohl ursprünglich die Aufregungen des Himmels ausgedrückt werden, wenn Zeus in Stürmen und Wetterwolken einherfährt, die Luft gleichsam geißelt und mit Blitzen um sich wirft. Wenn ferner Zeus die Göttin am Himmel aufhängt und sie in der Luft schweben lässt, so ist auch dies ein Bild von der Gewalt des höchsten Himmelsgottes, der die Wolken gleichsam herabhängen lässt.

Der Versuch der Hera, in Verbindung mit Poseidon und Athene den Zeus zu fesseln, deutet wohl ebenfalls auf einen Aufruhr der Natur hin. Wenn Hera sich mit den finstern Mächten der Tiefe verbindet und verderbliche Mächte erzeugt, so ist dies ein Bild der gefährlichen, in dichten Nebeln über der Erde gelagerten Luft. Auch der Pfau, welcher ihr als Attribut beigegeben ist, und dessen Augen im entfalteten Schweif die Pracht des gestirnten Himmels bedeuten, hat eine Beziehung zu ihrem Wesen. Doch ist zuzugestehen, dass eine Reihe von Zügen der Mythen um Hera auch auf sie als Mondgöttin passt. Eine solche war ursprünglich auch die mit der griechischen H. identifizierte italienische Iuno.

Hera in den Bildenden Künsten

Die plastischen Darstellungen der Hera, deren wir aber aus der guten griechischen Zeit nur sehr wenige haben, halten sich vornehmlich an die Schilderung Homers: große, runde, offene Augen (boopis = rindsäugig), strenger, majestätischer Gesichtsausdruck, ein etwas stark hervortretendes Kinn (die unbeugsame Entschlossenheit des Willens ausdrückend), Körperformen einer blühenden Matrone; dazu züchtige Bekleidung: aufgeschürzter Chiton, der nur Hals und Arme bloß lässt, mit weitem, die ganze Gestalt verhüllendem Obergewand, die königliche Kopfbinde (stephane), öfters auch ein Schleier.

Der Granatapfel in ihrer Hand ist das Symbol ehelicher Fruchtbarkeit, was auch jene verhängnisvollen Äpfel bezeichnen, welche Gaia bei ihrer Hochzeit hatte wachsen lassen. Die gewöhnlichsten Attribute sind außerdem: das Szepter als Zeichen der Herrschaft, die Patera oder Opferschale in der Hand, der Pfau (dessen Augen auf den Federn als die ihres getöteten einst tausendäugigen Dieners Argus gedacht werden) zu ihren Füßen, auch der Kuckuck (da Zeus sich in seine Schwester Hera verliebte, ein Unwetter kommen ließ und sich in einen Kuckuck verwandelte, den die mitleidige Hera unter ihr Gewand steckte wo sich Zeus zurückverwandelte und beide sich dann vereinigten), Blumen und Blätter (als Symbole des Natursegens).

Berühmt vor allen anderen Bildern war die kolossale Goldelfenbeinstatue des Polykleitos in ihrem Tempel bei Argos, von der uns römische Münzbilder noch eine Vorstellung geben. Hera erschien hier auf reich geschmücktem Thron sitzend, die Stirn mit einem Diadem geschmückt, worauf die Chariten und Horen im Relief gebildet waren; in der einen Hand hielt sie einen Granatapfel, in der anderen das Zepter, worauf der Kuckuck saß. Die Strenge dieser ältern Auffassung ist noch bewahrt in dem Farnesischen Herakopf in Neapel, während jüngere Werke mehr das Frauenhafte oder Königliche in der Göttin betonen.

Beides ist aufs Schönste vereinigt in dem vielbewunderten, von einer Kolossalstatue stammenden Kopf der Hera Ludovisi in Rom. Unter den statuarischen Darstellungen sind die bedeutendsten: die Barberinische Juno im Vatikan zu Rom und ein Marmortorso von Ephesos in Wien; erstere gibt das Motiv der Hera Teleia (Iuno Pronuba), deren berühmtestes Bild Praxiteles für Plataiai geschaffen hatte. Eine eigentümliche Gestaltung der Göttin, die aber die Kunst wenig beschäftigt hat, ist die Hera Eileithyia (Iuno Lucina). Unter den Mythen der Hera ist derjenige von der heiligen Hochzeit (hieros gamos) mit Zeus am häufigsten behandelt worden.

Quelle: Wikipedia